Eisenbahnen versus Bebauungsplan
Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lag das Gebiet um die heutigen Yorckbrücken außerhalb Berlins. Die Stadt war zu dem Zeitpunkt deutlich kleiner und reichte nur ungefähr bis zum Landwehrkanal. Im Süden schlossen sich die Schöneberger und Tempelhofer Feldmark sowie der Kreuzberg in frei liegender Landschaft an. Die Gleise verliefen ebenerdig, sodass alle Verkehrsteilnehmenden – mit Zügen, mit Pferdefuhrwerken und zu Fuß – einander auf demselben Niveau kreuzten.
Rasant entwickelte sich Berlin zu einer Industriestadt und zählte im Jahr 1877 schon eine Million Einwohner. Bereits 1844 entwarf der Gartenarchitekt Peter Joseph Lenné einen Bebauungsplan mit einem prachtvollen Boulevard, der in Ost-West-Richtung verlief. Er bestand aus einer Reihe von Straßen und Plätzen mit den Namen von Feldherren der Befreiungskriege. Dieser „Generalszug“ löste eine über Jahrzehnte andauernde Diskussion zwischen Stadtplanung und Bahngesellschaften aus. Die Stadt wollte eine möglichst gerade Straßenführung durch die Gleisanlagen. Die privatwirtschaftlichen Eisenbahngesellschaften versuchten, den Verlauf des Boulevards zu ändern und den Baubeginn zu verzögern. Die Verkehrslage rund um die Bahnhöfe war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angespannt. Unfälle und Absperrungen aufgrund von Zugdurchfahrten häuften sich.